Lern- und Hilfesituationen

Wenn man jemandem hilft etwas zu lernen, gibt es eine Reihe von "Situationen", in die man sich gemeinsam begibt. Ich nenne einmal ein paar:
  • Dem Schüler etwas erklären
  • Die Schülerin abprüfen
  • Gemeinsam mit dem Schüler eine Aufgabe lösen
  • Die Schülerin alleine eine Aufgabe lösen lassen
Was nun meiner Meinung nach ganz wichtig ist: Man darf die Situationen nicht durcheinanderbringen:
  • Wenn man abprüft, darf man nicht zu erklären beginnen.
  • Wenn die Schülerin alleine eine Aufgabe lösen soll, darf man nicht mithelfen beginnen.
In beiden Fällen würde das Ziel – beim Abprüfen: Wissen feststellen; beim Alleine-Lösen-Lassen: Kompetenz überprüfen – nicht erreicht werden, wenn man sich nicht an die Situation hält!
Nun hindert uns (Nicht-Lehrer) unser Charakter aber oft daran:
  • Ungeduldige gute Erklärer "halten es einfach nicht aus", wenn der Schüler eine Aufgabe nicht schafft, und müssen unbedingt selbst zum Stift greifen, um "zu zeigen, wie es geht".
  • Übergenaue Organisierer wollen nicht erklären, sondern lassen die Schülerin allein damit, es "einfach zu lernen".
Weil das so ist, muss man sich als Lehrender ziemlich zusammenreißen, die Situation nicht zu (zer)stören. Dazu ist es erstens nötig, dass man die Situation explizit sich und dem Schüler macht: "Ok, jetzt habe ich es erklärt – erkläre es mir einmal zurück." oder "Nun löst Du die Aufgabe ganz allein, so wie die, die wir da gemeinsam gemacht haben." Und zweitens muss man sicherstellen, dass man die Situation nicht wechselt. Ein "Trick" besteht darin, die Situationen räumlich zu organisieren:
  • Wenn man erklärt, sitzt man am Tisch übers Eck (da kann man gemeinsam gut auf Unterlagen schauen und schreiben).
  • Wenn man prüft, setzt man sich am Tisch gegenüber.
  • Wenn man gemeinsam eine Aufgabe löst, setzt man sich nebeneinander und schiebt sich den Schreibblock gegenseitig hin und her.
  • Wenn man alleine lösen lässt, setzt man sich ans gegenüberliegende Eck des Tisches, oder man geht sogar vor die Tür (dann aber bitte keinesfalls Wäsche bügeln, EMails nachschauen oder telefonieren: Während der Lernzeit muss man immer und sofort für die Schülerin da sein!).

Außerdem gelten die üblichen Regeln:
  • Man lernt (gemeinsam und alleine) in dem Zimmer, in dem man auch die Hausaufgaben macht.
  • Man lernt an einem Platz, wo man möglichst wenig gestört wird.
  • Man lernt in einem Raum, der eher zu kühl als zu warm ist.
  • Man unterbricht das Lernen nicht, aber man ändert die Situationen, sodass sich aktive und passive Phasen, anstrengende und leichtere Abschnitte, alte und neue Themen häufig genug abwechseln: Alle 15 Minuten – viel weniger soll es wegen der Konzentration aber nicht sein.

Und wenn ich das alles könnte, wäre ich ein großartiger Lehrer ... Aber ich versuch wenigstens, mich an meine schönen Regeln zu halten.

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